Anfang November haben wir als Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk dem ersten 3D-gedruckten Wohnhaus Deutschlands in Beckum einen Besuch abgestattet. Wir erlebten die Zukunft des Bauens.
Beim gedruckten Haus in Beckum handelt es sich um ein freistehendes Wohngebäude auf zwei Etagen mit insgesamt 160 qm Wohnfläche. Das gesamte Haus wurde von Ende September bis Anfang Dezember 2020 in nur 28 Tagen gedruckt. Da Änderungen nach Druckbeginn nur schwer möglich sind, wurde viel Zeit in die Planung investiert. So wurden beispielsweise Aussparungen für Installationen (Rohre, Elektro usw.) in der Planung berücksichtigt und beim Drucken ausgespart. Die Planung ist dann auch die direkte Grundlage für die Druckdatei.
Jede Etage wurde in drei Druckbereichen erstellt, damit sich die einzelnen Schichten gut miteinander verbinden und der Beton ausreichend Zeit zum Aushärten hat, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird. Es konnte ohne Stürze gearbeitet werden, da Türen und Fenster raumhoch sind. Im gedruckten Bereich wurde komplett auf Betonstahl verzichtet.
Die Decken bestehen aus Fertigelementen. In die Zwischenräume der Wände wurde Lava-Granulat als Dämmstoff eingefüllt. Die Verkabelung liegt in Leerrohren, die vor dem Verfüllen der Wände eingeschoben wurden. Der Grundkörper des Kamins, der Unterbau für die Badewanne und der Unterbau für ein Waschbecken im kleinen Bad im Obergeschoss konnten direkt mitgedruckt werden. Typisch für alle gedruckten Wände ist die durch das Drucken entstandene Wellen-Optik. Die Innenwände können aber auch verputzt werden, um eine glatte Oberfläche zu erzeugen.
Ob das neue Verfahren eine Zukunft hat? Und wie! Das für den 3D-Druck verantwortliche Unternehmen PERI 3D Construction sieht im 3D-Druck die Möglichkeit, schneller und damit auch kostengünstiger zu bauen. Beim Druckmaterial wird in Richtung nachhaltiger Baustoffe geforscht.