Gesucht waren: Motivierte MacherInnen rund ums Thema Bau und Handwerk
Gefunden wurden: 55 begeisterte HandwerkerInnen, (Bau-)UnternehmerInnen und Technik-Fans
Ergebnis: 9 Teams und 9 entwickelte Ideen und Prototypen
Investierte Zeit: 29 Stunden
Nach dem erfolgreichen „ServusZUKUNFT #Hackathon Handwerk“ im vergangenen Jahr waren sich alle Organisatoren einig: 2023 muss es eine Wiederholung geben!
So trafen sich am 5. und 6. Mai erneut 55 begeisterte HandwerkerInnen, UnternehmerInnen und Macher im Fraunhofer-Zentrum für Bauphysik im Kloster Benediktbeuern.
Dieses Jahr stand der Hackathon unter dem Leitthema Bau und Handwerk im digitalisierten Zeitalter mit den Unterthemen Gebäudemodelle, Ressourcen- und Energieverbrauch, Klimaschutz und Recycling sowie Fachkräftemangel.
Insgesamt neun Teams arbeiteten zwei Tage lang an folgenden Projekten:
Alle Unternehmen und Branchen spüren die Auswirkungen der Digitalisierung. Zur erfolgreichen Umsetzung der digitalen Transformation im Betrieb suchen sie nach hilfreichen Tools. Digitalisierungslotsen sowie Unternehmens- und Digitalisierungsberater helfen dabei, doch sie verfügen nicht über das aktuelle Spezialwissen jeder Branche.
Der INDI-Digitalisierungsplaner soll hier unterstützen. Auf der Online-Plattform können UnternehmerInnen im ersten Schritt alle relevanten Informationen zu ihrem Betrieb in ein Profil eintragen, insbesondere Branche, Abteilungen und Unternehmensgröße.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erhalten sie anschließend Handlungsempfehlungen, wie die Digitalisierung speziell in ihrem Unternehmen am besten vorangetrieben werden kann. Es werden außerdem gezielt Produkte zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen empfohlen.
In vielen kleineren Handwerksbetrieben fehlen oft die Zeit und die personellen Ressourcen, um eine zeitnahe und regelmäßige Kundenkommunikation aufrechtzuerhalten. Die hohe Arbeitslast führt häufig dazu, dass Anrufe oder Nachrichten übersehen oder in manchen Fällen wichtige Informationen sogar vergessen werden.
Hier kommt der KI-gestützte Kommunikationsassistent „AutoKom“ ins Spiel, der diese Herausforderungen gezielt angeht. AutoKom ermöglicht es HandwerkerInnen, sich wieder auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren - ihr Handwerk.
Der Assistent arbeitet mit allen Kommunikationskanälen, die im Betrieb genutzt werden. Dabei werden alle eingehenden Informationen transkribiert und automatisch analysiert. Bei klar definierten Kundenanfragen kann AutoKom sogar selbstständig reagieren und direkt eine Antwort an KundInnen senden.
Komplexere Anfragen, die einer detaillierteren Analyse bedürfen, werden von der KI stichwortbasiert kategorisiert und priorisiert. Diese Informationen werden dann an den Handwerker per App weitergeleitet, damit er schnell und effizient auf die Kundenanfrage reagieren kann.
OnboardingRPG könnte eine Revolution für den Einarbeitungsprozess von neuen Mitarbeitern bedeuten. Gerade in den ersten Tagen und Wochen muss viel Zeit in die Einarbeitung investiert werden.
Um personelle und zeitliche Ressourcen zu sparen und die Einarbeitung auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren, entwickelte das Team von OnboardingRPG ein neues Onboarding-Programm im Stil eines Computerspiels.
Neue MitarbeiterInnen bewegen sich frei in einer fiktiven Umgebung und können andere Spielcharaktere ansprechen, die ein Abbild der real verantwortlichen KollegInnen sind. So können spielerisch die neue Unternehmensstruktur kennengelernt und wichtige Fragen, z. B. zur Arbeitssicherheit, geklärt werden.
Das Spiel bietet besondere interaktive Funktionen: Werden beispielsweise Flucht- und Rettungspläne im Spiel gefunden, öffnet sich automatisch die verbundene Handykamera. Der Spieler hat dann die Aufgabe, die vor Ort befindlichen Pläne zu suchen und abzuscannen.
Mit OnboardingRPG kann Onboarding effektiv und spielerisch umgesetzt und Arbeitszeit eingespart werden.
Kundendaten ordentlich zu strukturieren, stellt für viele Betriebe eine Herausforderung dar. Hinzu kommt ein Anstieg der Auftragsanfragen, der zu Verwechslungen von Kunden führen kann, wenn sie ähnliche oder gleiche Namen haben und die Kundenprofile im Unternehmen nicht ordentlich geführt werden.
Ein CRM-Tool schafft zwar Abhilfe, allerdings gibt es viele Lösungen auf dem Markt und nicht alle sind für das eigene Unternehmen geeignet.
Hier setzt myCRM.com an. Das Team hinter diesem Projekt entwickelte einen Chatbot, der Handwerker bei der Recherche nach dem optimalen CRM-Tool unterstützt. Zuerst kann der Handwerker sein Problem schnell und einfach schildern. Anschließend schlägt ihm der Chatbot verschiedene passende Softwarelösungen vor. Die Suche nach der optimalen Software wird so verkürzt.
Viele Handwerksbetriebe wie Elektriker oder SHK-Betriebe müssen bei privaten Kunden öfters im Keller arbeiten, da dort Sicherungskästen oder Heizungen verbaut sind. Immer häufiger ist bei Geräten erforderlich, über die Fernwartungs-Option des Herstellers eine Ferndiagnose über das Internet durchzuführen. Doch was, wenn im Keller oder auf der Baustelle kein Internet verfügbar ist?
Hier kommt die mareBOX ins Spiel, die mit Router, Repeater und LAN-Kabel einen transportablen Internetanschluss bereitstellt. Dieser kann dann zur Fernwartung oder für andere Einsatzzwecke genutz werden. Auch ein VPN-Zugang des eigenen Betriebs kann installiert werden.
Fachkräfte- und Mitarbeitermangel stellen aktuell viele Arbeitgeber vor große Herausforderungen. Das Team hinter „NoHuman Hotel“ tüftelt am Konzept, ein – wie der Name schon sagt – „Hotel ohne MitarbeiterInnen“ zu führen.
Augenmerk wurde unter anderem auf die automatisierte Reinigung der Zimmer gelegt. So bezieht sich ein Bett über Rollvorrichtungen selbst und der Kunde soll seine Bettwäsche lediglich in einen dafür vorgesehenen Einwurfschlitz stecken. Um sicherzugehen, dass dies auch passiert, muss abschließend ein Knopf betätigt werden. Vorher kann das Zimmer nicht verlassen oder ausgecheckt werden. Im Badezimmer kann dank einer „Wind-Duschwand“ auf das Reinigen von Glas oder Kacheln sowie auf ein Handtuch verzichtet werden.
Insbesondere Dachdecker und Zimmerer kennen eines der größten Probleme auf jeder Baustelle nur zu gut: Niederschläge - vor allem in diesem Frühjahr, das von ständigem Wetterwechsel und viel Regen geprägt war.
Bestehende Lösungen, die Baustellen vor Schauern schützen, sind oftmals teuer, zu kompliziert oder zu unhandlich. Die Lösung soll in Zukunft RAIN(P)ROOF sein: ein Teleskopmast, der mit der Baustelle mitwächst. Der Clou ist die modulare Bauweise. An der Querstrebe sind Planen angebracht, die die Baustelle und HandwerkerInnen vor jeder Wetterlage schützen. Das soll auch auf Kleinbaustellen gut funktionieren.
holzROhr ist eine leichte, einfach zu montierende Schaukel, die ebenso einfach rückbaubar und verstaubar ist. Anstoß für die Idee bildete ein Leichtbau-Holzrohr aus Verbundtechnik, das zum Hackathon mitgebracht wurde. Die Schaukel aus diesem leichten, wetterfesten Hochleistungswerkstoff bildet nur den ersten möglichen Einsatzzweck. Weitere mögliche Anwendungsfälle liegen z. B. im Möbel-, Bühnen-, Messe-, Gerüst- oder Fahrradbau. Vielleicht der Beginn einer kleinen Revolution im Werkstoffbereich?
Wasserknappheit wird ein immer größeres Problem. Gleichzeitig wird in der Industrie mit Dampfgeneratoren Strom erzeugt, was immense Wassermengen verbraucht. Das Team beneklar will den Wasserkreislauf dezentral schließen.
Wasser, das sonst in die Kanalisation und dann in die Kläranlage gelangen würde, wird direkt durch eine umweltfreundliche, CO2-bindende Pflanzenkläranlage außerhalb der Industriebauten aufbereitet. Danach wird es wieder zurückgeführt und erneut im Dampfgenerator verwendet. Das direkte Wiederverwenden des geklärten „alten“ Wassers ersetzt die Verwendung von wertvollem Trinkwasser.
Der Hackathon endete mit der Vorstellung der Ergebnisse durch die verschiedenen Teams und der Kür der besten Vorstellung durch die Teilnehmenden. Drei Teams wurden ausgezeichnet: OnboardingRPG, Dachschaden und NoHuman Hotel. OnboardingRPG sicherte sich im Publikums-Voting den 1. Platz.
Der Hackathon wurde vom Schaufenster Koblenz des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk, der Regionalentwicklung Oberland, dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, dem TIZIO Transfer- und Innovationszentrum im Oberland der Hochschule München sowie der Handwerkskammer für München und Oberbayern durchgeführt.
Alle Beteiligten waren zuversichtlich, dass 2024 eine weitere Ausgabe des Servus Zukunft #Hackathons Handwerk am gleichen Ort stattfinden wird.
Erfahren Sie mehr zum Hackathon-Format im Handwerk in unserer Broschüre zum Thema.
Fotos: Miroslav Velecký
